3.5.2016 Monatstreffen mit Vortrag Dr. Erich Putz  "Zu viel Jod in unserer Ernährung"

Mediziner im Unruhestand, so bezeichnet sich Dr. Putz selbst. Es ist ihm ein großes Anliegen, die Öffentlichkeit über bestimmte Themen umfassend zu informieren, vor allem Vitamin D und - im Vortrag für unsere Gruppe - den übermäßigen Jodgehalt in unserer Ernährung.

 

Während meines Studiums der Ernährungswissenschaften an der Universität Wien - der Abschluss liegt nun schon 15 Jahre zurück - habe ich gelernt, dass Österreich ein Jodmangelland ist, und dass man deshalb das Salz jodieren und den Menschen raten muss, Seefische zu essen. Im Medizinstudium wurde das Gleiche gelehrt, und auch noch heute wird diese Information verbreitet, durch ÄrztInnen, in der Ernährungsberatung und durch die Medien.

 

Dabei trifft das heute längst nicht mehr zu. Im Gegenteil, Österreich wie Deutschland sind zu Jodüberschußländern geworden, es ist viel zu viel Jod in unseren Lebensmitteln enthalten. Eine jahrelange Überforderung der Schilddrüse kann die Folge sein und die Ursache für Schilddrüsenerkrankungen wie M. Hashimoto, kalte und heiße Knoten und Kropf.  Auch für andere Gewebe ist ein Zuviel an Jod schädlich: dort verursacht die versuchte Abwehr des Überschusses entzündliche Reaktionen und Pseudoallergien.

 

Wie kam es zu dieser Umkehr von Zuwenig auf Zuviel? 

 

In der heutigen Milchproduktion findet Jod vielfältigen Einsatz: als Futterzusatz zur Milchleistungssteigerung, als Desinfektionsmittel für Euter, Ställe und Geräte. Dadurch entstehen Rückstände, die den Jodgehalt der Milch haben hochschnellen lassen. Während früher der  Jodgehalt bei ca. 27 Mikrogramm/Liter lag, liegt er heute zwischen 90 und 180 Mikrogramm*

 

In der Tier- und Fischzucht werden jodhältige Futtermittel als Mastmittel eingesetzt. Die Tiere / Fische wachsen dadurch schneller und sind viel früher schlachtreif, können also billiger produziert werden. 

 

Auch in der Pflanzenproduktion spielt Jod eine Rolle. Düngemittel aus Algen sind Jodbomben und sind auch im biologischen Anbau erlaubt.

 

Bei der industriellen Verarbeitung von Lebensmitteln gibt es zahlreiche Anwendungen für jodhältige Mittel. Um nur ein Beispiel zu nennen: der Farbstoff Erythrosyn, E 127, ist stark jodhältig und wird z.B. für kandierte Kirschen angewendet. Dr. Putz hat ausgerechnet, dass wir uns mit einer einzigen kandierten Kirsche 700 Mikrogramm Jod zuführen, während die Zufuhrempfehlung bei uns und in Deutschland bei 180 Mikrogramm pro Tag liegt.

 

Dr. Putz hat im Laufe des Vortrags zahlreiche andere Beispiele genannt und vorgerechnet. An der Rechnerei fehlt es offensichtlich sowohl in der Lebensmittelindustrie als auch bei den Lebensmittelaufsichtsbehörden. Wie könnten sonst Produkte hergestellt und zugelassen werden, deren Verzehr auch in kleinen Mengen ein Vielfaches der empfohlenen Tageszufuhr bewirkt?

 

Der Vortrag hat betroffen gemacht, ja auch ein wenig ärgerlich. Wir hätten doch so gerne, dass wir der Industrie und unseren Aufsichtsbehörden vertrauen könnten, uns keine langfristig gesundheitsschädlichen Produkte aufzutischen. Es sieht aber ganz so aus, als müssten wir uns doch selbst viel mehr kümmern, als wir eigentlich wollen.

 

Wir sind sehr dankbar, dass Dr. Putz uns auf diese Problematik aufmerksam gemacht hat, denn eine gesunde Schilddrüse wird auch für den Knochenstoffwechsel gebraucht. Nun gilt es, das Thema weiter zu verfolgen und zu vertiefen und zu lernen, wie wir im Alltag eine übermäßige Jodzufuhr vermeiden können.

 

*Ergebnis einer Studie des Lebensmittelinstituts Braunschweig, 2010, durchgeführt für das Landesamt für Verbraucherschutz.

 

 

 

 

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© Heidi Reber